Wasser hat für Gärten und deren Gestaltung viele Aspekte. Wasser kann man fühlen, hören, sehen, Wasser belebt einen Garten, und Wasser erzeugt sogar ein eigenes Umgebungsklima. Welche Aspekte im Vordergrund stehen, ist bei jedem Kunden und jedem Garten individuell verschieden, es ist jedoch hilfreich, sich der verschiedenden Bedeutungen während der Planung bewusst zu sein.
Optik – Hinsichtlich der optischen Gestaltung kann Wasser zwei wesentliche Aufgaben erfüllen: Blickpunkt und Blickachse. Gut verständlich wird der Unterschied zwischen diesen beiden Bedeutungen, wenn man sich einen Teich mit einem Wasserfall vorstellt: der Blick geht über die gleichmäßige Wasserfläche (Blickachse) auf den Wasserfall (Blickpunkt). Die Entscheidung, welche der beiden Funktionen die richtige oder wesentliche ist, findet sich im Rahmen einer Gartenplanung, und nicht selten werden – wie beim Teich mit Wasserfall – beide Aspekte berücksichtigt.
Für Blickachsen bieten sich möglichst glatte Wasserflächen wie Teiche, Wasserbecken oder Wassertische an. Ideal ist es dabei, wenn in der Blickachse keine Kanten zu erkennen sind, das Wasser also über den Beckenrand abläuft. Dies erreicht man zum Beispiel, indem man einen Überlauf (Wasservorhang oder Wasserfall) gezielt in der Linie der Blickachse platziert, oder aber (wie bei einem Infinitypool) dafür sorgt, dass das Becken gleichmäßig über alle Ränder abläuft. Ein solcher Überlauf sorgt nicht nur für einen kantenlosen Wasserspiegel (perfekt für eine Blickachse) sondern saugt – wie ein Skimmer – Schmutz von der Oberfläche ab, ehe dieser absinken kann (s. auch Folgeartikel zur Wasserhygiene). Wie bei Blickachsen im Allgemeinen so muss man sich auch bei Wasser als Blickachse natürlich damit auseinandersetzen, wo das Ziel der Blickachse liegt. Naheliegend ist es, am Ende der Blickachse/am Ende der Wasserfläche einen Quellstein oder eine Bachmündung zu platzieren. Abgesehen davon, dass die Mündung und das Wellenspiel wunderbar als Hingucker funktionieren, lässt sich hier auch gut der Rücklauf aus der Filtertechnik einbinden. Alternativ kann natürlich auch eine Skulptur, eine auffällige Pflanze oder etwas ähnliches als Hingucker fungieren, und bei manchem Projekt bietet sich auch die Option, den Fernblick durch eine Wasserfläche zu betonen.
Während Wasser als Blickachse den Blick möglichst ungehindert schweifen lassen soll, gilt es bei Wasser als Blickpunkt das Wasser auffällig zu machen. Markante Quellsteine oder Wasserspiele eignen sich hierfür ebenso wie Fontänen, Wasserfälle, -wände und -vorhänge, kurz: alles, was das Wasser in die Senkrechte bringt. Solche Elemente sind in der Herstellung und Pflege deutlich unkomplizierter und lassen sich auch in kleinere Gärten integrieren.
Akustik – Hinsichtlich der akustischen Bedeutung von Wasser gehen die Meinungen deutlich auseinander. Während die einen das Plätschern eines Quellsteins oder das Rauschen eines Wasserfalls als störend empfinden, sind genau diese Geräusche für andere der wesentliche Aspekt des Wassers. Über die Jahre hinweg habe ich diesbezüglich schon von Beinahe-Eskalationen zwischen uneinigen Ehepartnern bis hin zu Ansätzen dezibelgenauer Wasserspielsteuerungen vieles erlebt. Möglich ist hinsichtlich der Geräuschentwicklung über die Bauweise und steuerbare Pumpen vieles. Vor dem Hintergrund, dass viele Wasserspiele und -fälle über die Pumpe des Filterkreislaufs betrieben werden, sollte man sich im Zuge der Planung überlegen, wie man mit Beipässen und Hähnen Geräusche ausschalten oder vermindern kann, ohne den Filterkreislauf auszuschalten.
Haptik – Nicht nur Kinder werden durch Wasser magisch angezogen, auch Erwachsene spielen gerne mal mit der Hand unter einem Wasserfall oder stecken die heißen Füße ins kalte Wasser. Selbstverständlich spielen hinsichtlich der haptischen Bedeutung von Wasser Pools, Spas und Schwimmteiche die größte Rolle, allerdings genügt auch schon ein einfacher Quellstein, um Wasser spüren zu können. Kehrt man gedanklich zu der Situation zurück, in der der Blick über das Wasser zum plätschernden Quellstein schweift, kribbelt es (zumindest mich), sich an die Quelle zu setzen und dem Wellenspiel zuzusehen. Gerade wo Wasser fließt und in Bewegung ist, ist es reizvoll, kleine, unscheinbare Sitzgelegenheiten zu bieten. Dazu reicht ein flacher Felsen oder eine niedere Mauer, einfach eine Möglichkeit, mit einem Kissen ausgestattet Platz nehmen zu können und abzuschalten.