„Mir kommt kein Plastik in den Garten!“ Im Zusammenhang mit WPC (Wood-Plastic-Composite oder einfach „Pseudoholz“) bekomme ich diesen Grundsatz häufig zu hören, und lange Zeit entsprach das auch ziemlich exakt meinem Standpunkt. Tatsache ist allerdings, dass WPC nicht nur gegenüber Holz, sondern auch gegenüber Steinbelägen einige Vorteile hat, die lohnen, zumindest einen zweiten Blick auf dieses Material zu werfen.
Die Vorteile von WPC gegenüber Holz hinsichtlich Dauerhaftigkeit, Witterungsbeständigkeit und Pflege sind bekannt und viel beworben. Für mich noch wesentlicher ist allerdings, dass es bei WPC keine Splitter und Spreißel gibt. Gerade bei Terrassen ist für mich der entscheidende Nachteil von Holz weder die geringere Lebenserwartung (die man mit guter Holzwahl und konstruktivem Holzschutz doch recht gut strecken kann) noch die Veränderung von Farbe und Struktur durch Verwitterung (die mitunter sogar die Attraktivität eines Holzbauwerks erhöht), sondern allem voran die Spreißelbildung. Es gibt kein Holz, das zuverlässig nicht spreißelt, und das ist gerade bei Familien mit Kindern für mich ein Ausschlusskriterium.
Natürlich ist die erste Alternative zu Holz, sich in den schier unendlichen Weiten der Steinbeläge umzusehen, es gibt allerdings Situationen, in denen WPC die bessere Alternative ist. WPC wird – wie Holz – als Diele auf eine Unterkonstruktion aus Balken, Metall- oder WPC-Trägern montiert. Gestalterisch bedeutet das ein langgezogenes Fugenbild und damit eine moderne Optik, der auch die nicht immer ganz holzähnlichen Farben und Strukturen von WPC kaum Abbruch tun. Noch wesentlicher sind jedoch die technischen Vorzüge dieser Konstruktion. Zum einen können Bereiche mit schlechter oder fragwürdiger Tragfähigkeit überbrückt werden. Gerade bei Neubauten gibt es häufig im Baugrabenbereich Probleme mit mangelnder Verdichtung oder ungeeigneten Füllmaterialien. Gegenüber Steinterrassen, bei denen eine setzungsfreie Bauweise dann häufig nur mit aufwendigen Betonkonstruktionen gewährleistet werden kann, sind Holz und WPC hier klar im Vorteil.
Ebenfalls ein klarer Fall für WPC und Holz sind barrierefreie Anschlüsse. Ein barrierefreier Anschluss mit Steinbelägen ist entgegen der vorherrschenden Meinung ausgesprochen knifflig. Mit den häufig eingesetzten Fassadenrinnen geht man da zwar einen guten Schritt in die richtige Richtung, allerdings darf man nach Richtlinie auch mit Fassadenrinne den Versatz von innen nach außen nur auf 5cm reduzieren. Ein wirklich ebener/barrierefreier Übergang ist eine Sonderbauweise, die zwischen Gartenplaner und Architekt abgestimmt werden muss, und bei der Aspekte wie Wetterausrichtung, Überdachung, Türabdichtungen usw. berücksichtigt werden müssen. Dieses Problem stellt sich bei Holz- oder WPC-Terrassen deshalb nicht, weil hier nicht die Deckschicht sondern erst die Oberkante der Kies- oder Tragschicht als wasserführende Schicht gewertet wird, und diese liegt bei normalen Kostruktionen auf einer den Richtlinien entsprechenden Tiefe.
Man kann also von WPC halten was man möchte – es gibt Situationen in denen es zumindest objektiv gesehen die richtige Wahl ist.