Ein Ort der Entspannung und Gegenpol zum rastlosen Alltag soll der Garten sein. Genießen und Ausruhen, nicht Ackern und Schuften, das ist das Motto. Die Schwierigkeit daran ist jedoch, dass sich die Natur alles wiederholt, was wir ihr mühsam abtrotzen. Ob die akkurate Rasenfläche, dass wohlgestaltete Pflanzbeet oder auch die in Stein gemeißelte Terrasse – alles wird zurückerobert. Erst Flechten und Moose, dann Gräser und Wildkräuter schließlich Sträucher und Bäume – man muss sich nur mal eine Burgruine anschauen. Wem es noch nicht klar war, dem muss ich es vor Augen führen: Den ‚pflegelosen‘ Garten gibt es nicht! Auch die stetig neuen Ansätze wie beispielsweise die seit Jahren zunehmenden Schotterflächen sind ‚vergebene Liebesmüh‘. Wer den Wunsch der Kunden nach einem pflegeleichten Garten wirklich ernst nimmt, der steht vor einer weitaus komplizierteren Aufgabe als ein paar Tonnen Schotter auf einem Vlies zu verteilen: es gilt grüne Daumen zu schaffen.
Einer solch ernüchternden Bestandsaufnahme sollte ein Lösungsvorschlag folgen. Was also tun, wenn man einen gestalteten Garten haben und erhalten möchte, ohne die regelmäßige Unterstützung eines Gärtners in Anspruch zu nehmen? Die Antwort auf diese Frage unterteilt sich in zwei Teile. Zum einen gilt es weiterhin, den Pflegebedarf so weit möglich zu reduzieren. Vor allem jedoch sollte die notwendige Pflege keine Sisyphusarbeit sein, sondern im besten Fall sogar Spaß machen. Was die Reduzierung der Pflege anbelangt, ist mein Standpunkt auf den Punkt gebracht: Das Einzige, was man Unkraut entgegen setzen kann, ist ein „gewolltes Kraut“, man könnte auch sagen „Fight fire with fire“. Jede Freifläche (und das ist sind nicht nur offene Erd- sondern auch Mulch- und Schotterflächen) werden früher oder später von Unkraut besiedelt. Nur da, wo bereits eine andere Pflanze wächst, ist kein Platz mehr und einzig Beschattung, Wasser-, Licht- und Nährstoffkonkurrenz sind langfristige „Herbizide“. In meinen Planungen steht daher die Vermeidung von Freiflächen und eine lückenlose Bepflanzung im Fokus. Von einer homogenen Bodendeckerbepflanzung, die nur von wenigen Gräsern oder Kugeln aufgelockert wird (z. B. bei puristischen Gestaltungen) über einfache Strauchbepfanzungen bis hin zu aufwendigen Staudenbepflanzungen gibt es verschiedenste Pflanzoptionen mit völlig unterschiedlicher Wirkung und völlig unterschiedlichem Pflegeaufwand. Allen gemein ist jedoch, dass die Pflege einer gut angelegten Bepflanzung von Jahr zu Jahr weniger wird, und dass eine schön angelegte Bepflanzung jede Schotterfläche aussticht.
Die zweite Aufgabe – Spaß an der Gartenpflege – ist weitaus schwieriger, denn hier gilt es zwei grüne Daumen mitunter auch noch an zwei linke Hände zu bekommen. Um aus der Last eine Lust zu machen, ist zunächst einmal herauszubekommen, was an der Gartenarbeit die Last – und was die Lust ist. Belastend empfunden wird von den meisten, dass die Arbeit im Garten oft kein Anfang und kein Ende hat. Die unbeliebteste Arbeit ist zudem meistens das Unkraut zupfen. Positiv an der Gartenarbeit empfinden auf der anderen Seite viele, dass man sieht, was man geschafft hat, und den damit verbundenen Stolz auf die eigene Leistung. Manch einer kann bestätigen, dass Grillen und Feierabendbier inmitten des erledigten Tagwerks einen besonderen Reiz haben. Was die dankbarsten Gartenarbeiten anbelangt, liegen bei Männern Rasenmähen sowie Strauch- und Baumpflege (mit möglichst schwerem Gerät) an der Spitze, während die Damen häufig besonderen Reiz an den ästhetischen Feinarbeiten finden.
Für meine Planungen habe ich aus diesen Beobachtungen die Erkenntnis gewonnen, Gärten so anzulegen, dass die Pflege zum einen fachlich machbar und zum anderen in überschaubare Abschnitte aufteilbar ist. Was fachlich machbar ist, unterscheidet sich von Kunde zu Kunde. Während man einen halbwegs ambitionierten (und motivierten) Kunden durchaus an einer Staudenbepflanzung wachsen lassen kann, gilt es bei den meisten Kunden (zumindest als Einstieg), mit einfachen Pflanzen (Schnipp-Schnapp-ab – z.B. Zwergspieren oder Bodendeckern wie dem Immergrün Vinca minor) zu arbeiten. Die Ambitionen und damit auch die Beetgestaltung kann sich dabei über die Zeit hinweg durchaus verändern. Der zweite Aspekt – die Pflege überschaubar zu gestalten – deckt sich gut mit meinem planerischem Anspruch an klare Strukturen im Garten. Schon aus ästhetischen Gründen bin ich stets bestrebt, in jedem Garten (auch wenn es natürlich wirken soll) verschiedene Bereiche zu schaffen. Dies führt zumeist dazu, dass sich auch die Pflege gut aufteilen lässt und man sich Tag für Tag oder Wochenende für Wochenende Abschnitte vornehmen kann, die man am Ende des Tages (oder Wochenendes) dann auch erfolgreich erledigt hat.
Sicher wird es auch mir kaum gelingen, an allen Orten grüne Daumen sprießen zu lassen. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass der Ansatz, Gärten zu begrünen und den Menschen die Freude an Pflanzen nahe/zurück zu bringen, der richtige Ansatz ist. Wer einmal erkennt, dass man auch ohne „grünes Blut“ mit Pflanzen umgehen kann, der öffnet sich den Weg zu einem interessanten und vielseitigen Feld – und vor allem zu einem attraktiven Garten.
PS. Googeln Sie doch mal „Gartenarbeit als Therapie“.