Die Vergabe von Arbeitsleistungen ist ein schwieriges Thema, mit dem ich mich schon lange und intensiv auseinandersetze. Auf der Suche nach dem passenden Partner für die Umsetzung einer Planung gibt es für Planer wie auch für Kunden völlig unterschiedliche Strategien. Die jeweiligen Vor- und Nachteile möchte ich im Folgenden etwas beleuchten.
Bei der Suche nach geeigneten Anbietern sind als erstes Empfehlungen die größte Hilfe. Wer aus dem näheren Umfeld ein Unternehmen empfohlen bekommt, erfährt über diese Empfehlung meist mehr, als eine Website oder Referenzen zeigen. Wie war die Zusammenarbeit? Wie war die Zuverlässigkeit, die Sauberkeit, die Pünktlichkeit,…? Wie ist das Ergebnis? Wie wurden Probleme, Sonderwünsche oder Mängel gehandhabt? Passte die Abrechnung, und wie passte sie zum Angebot? Die Antworten auf solche Fragen bieten aus meiner Sicht eine bessere Entscheidungsgrundlage als jeder Anbietervergleich. Wer nicht das Glück hat, auf zuverlässige Empfehlungen zurückgreifen zu können, hat die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von verschiedenen Anbietern zu machen. Bei einem ersten (im Normalfall kostenfreien) Vororttermin bekommt man auch als Laie meist einen guten Eindruck von seinem Gegenüber. Gewarnt sei hierbei nur am Rande vor den „Kopfnickern“ und denen, die ständig „Kein Problem“ sagen. Nach meiner Erfahrung bedeutet „Kein Problem“ häufig nur, dass kein Problem erkannt wird. Mir wesentlich lieber sind diejenigen, die mit kritischem Blick bereits beim ersten Termin mögliche Schwierigkeiten und Schwachstellen erkennen und im besten Fall gleich eigene Lösungs- oder Verbesserungsvorschläge ansprechen. Ein einfacher Tipp: man mag es unorthodox oder unprofessionell nennen, aber ich bin der Meinung, dass eine gute Zusammenarbeit auf einem „guten Bauchgefühl“ besser aufbaut als auf nüchternen Zahlen.
Hat man über Empfehlungen oder eigene Wahl passende Anbieter gefunden, stellt sich als nächstes die Frage, ob man mehrere Anbieter vergleichen möchte oder nicht. Was vielen zunächst selbstverständlich erscheint, ist es aus meiner Sicht keineswegs. In Anbetracht der im Folgenden noch geschilderten Hürden bei einem Anbietervergleich ist es aus meiner Sicht weder naiv noch abwegig, sich bei der Auftragsvergabe nur auf einen Anbieter zu konzentrieren. Dazu kommt, dass die meisten Unternehmen es sich in der aktuellen Marktlage leisten können, sich nur um „interessante“ Anfragen zu bemühen. Bei kleineren Projekten und mehreren Konkurrenten gibt mancher Betrieb nicht einmal mehr ein Angebot ab. Konzentriert man sich dahingegen auf einen Anbieter, wird einem dieser Vertrauensbonus meist mit umfassender Beratung und einem ausgearbeiteten Angebot vergolten. Kurz: ein Anbieter, um den Sie sich kümmen, der kümmert sich auch mehr um Sie. Damit es – Bauchgefühl und Vertrauen hin oder her – am Ende nicht doch zum bösen Erwachen kommt, sollte eine Zusammenarbeit auch ohne Preisvergleich auf einem gründlich ausgearbeiteten und umfassenden Angebot beruhen. Dabei sollte man darauf achten, dass im Angebot tatsächlich alle Arbeiten, die richtigen Mengen und Einheits- oder Pauschalpreise (also keine Abrechnung nach Stundenlohn) aufgeführt sind.
Möchte man mehrere Anbieter vergleichen, gibt es wiederum zwei völlig unterschiedliche Vorgehensweisen. Bei der einen Variante formulieren die Anbieter selbst ein Angebot auf Basis eines Vororttermins sowie Skizzen und Vorgaben. Dieses Vorgehen wird im Privatbereich am häufigsten praktiziert, ist allerdings aus meiner Sicht für Laien völlig ungeeignet. Einem qualifizierten Fachmann bietet das, was da angeboten wird, zwar mitunter Aufschluss über die Kompetenz eines Anbieters, einem Laien ist die Auswertung allerdings nahezu unmöglich. Selbst bei überschaubaren Projekten und (qualitativ) vergleichbaren Firmen musste ich in der Vergangenheit feststellen, dass regelmäßig „Äpfel und Birnen“ gegenübergestellt werden. Angesichts abweichender Mengenangaben, unterschiedlicher (zum Teil auch fachlich falscher) Bauarten, verschiedener Materialien und mitunter völlig mangelhafter Vollständigkeit der Angebote, ist ein wirklicher Preis- und Leistungsvergleich selbst für einen Fachmann mühsam. Der unterm Strich vermeintlich Günstigste ist dazu häufig nur der, der die meisten Arbeiten vergessen, die einfachste Ausführung angeboten oder die schlechtesten Materialien eingerechnet hat – nicht unbedingt die beste Wahl!
Die Alternative zu individuellen Angeboten durch die Anbieter ist ein Preisvergleich auf Basis einer Ausschreibung. Die gewünschten Leistungen werden zusammengestellt, umfassend beschrieben und mit Mengen versehen. Die ausgewählten Anbieter kalkulieren ihre Preise dann auf Basis des Leistungsverzeichnisses, so dass letztlich alle das Gleiche anbieten. Bei kommunalen Projekten ist dieses Vorgehen ab gewissen Auftragsvolumen verpflichtend, bei größeren Projekten oder bei Auftragsvergaben durch Unternehmen ist es üblich. Grundsätzlich bietet eine Ausschreibung den Vorteil, dass sie einen zuverlässigen und auch für Laien lesbaren Preisvergleich liefert. Aber auch dieses Vorgehen hat Nachteile. Zum einen ist das Erstellen einer brauchbaren Leistungsbeschreibung mit Aufwand und damit Kosten verbunden. Soll eine Ausschreibung ein zuverlässiges Ergebnis liefern, müssen das Projekt, aber auch die einzelnen Arbeiten umfassend und lückenlos in Positionen beschrieben werden. Sind Leistungsverzeichnisse lückenhaft, kommt es im Bauablauf zu Nachträgen und unvorhergesehenen Mehrkosten. Ein solches Leistungsverzeichnis zu erstellen, ist schon für Fachleute eine Herausforderung, für Laien ohne Unterstützung kaum möglich. Ein weiterer Nachteil bei Ausschreibungen ist aus meiner Sicht, dass der Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern ausschließlich auf den Preis reduziert wird. Im dadurch angeschobenen Preiskampf kämpft manch einer „mit harten Bandagen“. Auch wenn das im Garten- und Landschaftsbau und insbesondere bei privaten Auftraggebern noch nicht Usus ist, liegt der Fokus von Anbietern bei Ausschreibungen oft darauf, die Lücken und damit das Potential für Nachforderungen zu entdecken. Die angefragte Leistung wird dann bewusst günstig angeboten, während das eigentliche Geld über Nachträge verdient wird (also über erst nach der eigentlichen Auftragsvergabe vereinbarte Leistungen). Für den Kunden bedeutet das wiederum, dass der vermeintlich günstigste Anbieter nicht unbedingt auch bei der Rechnung der günstigste ist. Im Privatgarten geht es zwar um andere Beträge: Welche Schwierigkeiten und Probleme mit Ausschreibungen, Nachträgen und unerwarteten Mehrkosten ich meine, sieht man aber an Projekten wie Stuttgart 21 oder dem Bau der Karlsruher U-Strab.
Fazit: Vor allem dann, wenn man keinen klaren Favoriten hat, kann ein Anbietervergleich weiterhelfen. Ob man sich beim Vergleichen mehr auf sein Bauchgefühl oder mehr auf Zahlen verlässt, muss jeder für sich entscheiden. Im letzteren Fall sollten die Zahlen jedoch unbedingt von einem Fachmann eingeholt und ausgewertet werden. Da nach meiner Erfahrung auf der Kundenseite Aspekte wie Qualität und Zuverlässigkeit, aber auch ganz profan „dass die Chemie stimmt“, mindestens ebenso wichtig sind wie der Preis, ist es aus meiner Sicht oft besser, sich auf einen Anbieter zu konzentrieren. Bei der Frage „Wer baut meinen Garten?“ geht es für mich nicht darum, den billigsten Anbieter zu finden, sondern im Idealfall mit Kunden und Gärtner zwei passende Puzzlestücke zusammen zu bringen, damit sich am Ende alles zu einem Bild fügt.