Puristische Gartengestaltung, Pflegeleichte Anlagen, „Zierschotterkunstwerke“… Es gibt genug Ansätze, den Verzicht auf Pflanzen im Garten (vermeintlich) zu rechtfertigen. Natürlich: Was lebt, stirbt, was blüht, verblüht, und einer wundervollen Herbstfärbung folgt zwangsläufig der Laubfall. Ebenso kann ich nicht widersprechen, dass wo Blüten sind, auch Bienen sind, und wo Beeren sind, auch Vögel sind… (man muss vielleicht erläutern, dass Bienen in diesem Zusammenhang häufig als Gefährdung des Leibeswohls und Vögel vor allem als kotbringend wahrgenommen werden). Mein Zynismus sei mir verziehen, aber bei solchen Argumentationen frage ich mich gelegentlich, warum Menschen mit diesem Naturbezug kein Penthouse-Appartement kaufen.
Seit jeher dienen Gärten dem Sinn und Zweck, Pflanzen zu kultivieren. Dem Ursprung nach ging es dabei zunächst um die Kultivierung von Nutzpflanzen, aber schon die alten Ägypter entdeckten schnell, dass die von Bewässerungsgräben durchzogenen und bepflanzten Nutzgärten einzigartige Aufenthaltsbereiche boten. Immer mehr erhielten daraufhin Zierpflanzen Einzug, und die Rolle des Gartens als grüner Wohnraum gewann an Bedeutung. Auch wenn Nutzgärten in jüngster Zeit wieder im Trend liegen, steht heutzutage der Garten als Aufenthaltsbereich im Fokus. Gerade dieser „Aufenthaltsbereich Garten“ erhält seine Alleinstellung und Wirkung erst durch Pflanzen. Der werbetechnisch vielstrapazierte Begriff „Oase“ ist sehr hilfreich, um zu verstehen, worum es geht. Eine grüne Insel in der Wüste – eine Stelle, an der es Wasser, Pflanzen und Leben in einer unwirtlichen Umgebung gibt. Auf unsere heutige Zeit übertragen ist die „Oase Garten“ eine Insel im Trubel des Alltags – eine Stelle, an der die Uhren anders ticken, man auf manches keinen Einfluss nehmen kann und muss, man das Telefon auch mal nicht hört (vor lauter Vogelzwitschern), und ein Ort, an dem man auch mal einnickt, obwohl doch noch so viel zu tun ist …. verstanden? … gespürt?
Vor all dieser aktuellen und geschichtlichen Sentimentalität darf man natürlich nicht übergehen, dass heute einiges anders ist. Hohe Arbeitspensen und vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung lassen kaum noch Zeit für den Garten und auch ein grundlegender Bezug zu Pflanzen ist heute nicht mehr selbstverständlich. Da sich Pflanzen auch mittelfristig kaum per App oder mit der Maus pflegen lassen, ist diesbezüglich auch nicht mit einem gesellschaftlichen Umbruch zu rechnen. Was auch heute bleibt, ist die Chance auf einen einzigartigen Raum – eine Oase.
Nach langer Vorrede gilt es also zwei diametral gegensätzlichen Aspekten gerecht zu werden – erst Pflanzen machen erst den Garten, andererseits fehlt es aber an Zeit und Know-How.
Diesen Konflikt zu lösen, ist möglich. Es gibt eine Vielzahl an Pflanzen, die nur wenig und einfache Pflege benötigen, und gerade auch gegen manch heute praktizierte Lösung sind gut angelegte Pflanzungen nicht nur die attraktivere sondern auch die pflegeleichtere Lösung (s. auch Artikel Schotterbeete). Nachdem nun also klar ist „Warum Pflanzen?“ wünsche ich viel Erfolg und Vergnügen mit meinen Artikeln zu verschiedenen Pflanzbereichen und natürlich mit dem Garten und der Pflanzung selbst…
Fortsetzung folgt demnächst
–> Mut zur Pflanze – Teil 2: Sträucher für alle (mit Pflanzenliste)