Die Schwierigkeiten der Kommunikation sparen auch den Bereich Gartengestaltung nicht aus. Um bei Pflanzen sicher zu gehen, dass man vom Gleichen spricht, gibt es neben den deutschen/landläufigen Namen botanische Namen, die Gattung, Art und Sorte klar benennen und damit Missverständnisse vermeiden. Wie aber ist das bei Gartenstilen? Spricht man da zuverlässig vom Gleichen?
„Ich hätte gerne einen asiatischen Garten – so ganz mediterran.“ Diese Vorgabe aus einem Beratungsgespräch vor einigen Jahren ist bei mir hängen geblieben. Ja was denn nun? – will man da fragen. Und tatsächlich ist in einem solchen Fall genau das die entscheidende Frage. Was wird mit den jeweiligen Begriffen assoziiert? Bei einem „Mediterranen Garten“ denkt der eine vielleicht an Pflanzen, die mediterranes Klima bevorzugen. Ein anderer denkt vielleicht an Terracotta-Farben und wieder ein anderer an gesplittete Wege oder Fliesen-Mosaike. Ein „Moderner Garten“ ist für den einen puristisch und geometrisch, ein anderer denkt in erster Linie an moderne Ausstattung wie Beleuchtung und Bewässerungsautomatik. Den „Französischen Garten“ hat der eine in Versailles und ein anderer vor seinem Ferienhaus in der Provence gesehen….
Selbst wenn sich Begriffe wie „Mediterraner Garten“ , „ Moderner Garten“ oder „Französischer Garten“ in der Theorie, geschichtlich, kulturell, klimatisch oder anderweitig klar typisieren ließen, kommt es in der Praxis der Gartenplanung- und beratung ausschließlich darauf an, was Sie sich darunter vorstellen.
Stilbeschreibungen wie mediterran, asiatisch, englisch, modern, puristisch, aber auch Bauerngarten, Naturgarten, usw. resultieren nach meiner Erfahrung häufig aus sehr individuellen Verknüpfungen von Fotos, Zeitschriftenartikeln, Urlaubserinnerungen, Hörensagen und vielem mehr. Ob diese Verknüpfungen fachlich richtig sind, ist häufig fraglich, aber in der Praxis für einen Laien eben auch unwichtig. Schwärmt beispielsweise ein Kunde von einem „Englischen Garten“ mit Buchshecken und exakter Geometrie, weil sich auf einer Englandreise genau dieses Bild eingebrannt hat, spielt es keine Rolle, dass England gartengeschichtlich eher für seine Landschaftsparks berühmt ist. Die wesentliche Information ist: Kunde mag Hecken und exakte Geometrie. Für eine individuell passende Planung sind also nicht Begriffe, sondern Vorstellungen wichtig.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Begriffe/Schlagworte häufig dazu dienen, Trends zu beschreiben und zu kreieren. Vor lauter Farbfotos und begeisternden Berichten in Gartenzeitschriften verliert manch einer den Blick auf die eigenen Wünsche und Präferenzen. Nicht selten beginnt ein Kundengespräch mit dem Wunsch nach einem modernen, puristischen Garten, führt im Verlauf jedoch zu der Erkenntnis, dass der Kunde eigentlich schon immer davon träumt, eine Hängematte in den Kirschbaum zu hängen und inmitten blühender Blumen die Seele baumeln zu lassen. Auch andersherum erkennt mancher Kunde in Gesprächen über naturnahe Wildgärten, dass zu ihr/ihm oder dem Grundstück oder dem Haus (…) eigentlich klare Linien und Strukturen besser passen.
Die Fragwürdigkeit verwendeter Schlagworte und Begriffe bedeutet für mich, bei jedem Gespräch SEHR gut und aufmerksam zuzuhören, die richtigen Fragen zu stellen und die Informationen hinter den eigentlichen Sätzen zu entdecken. Was aber bedeutet es für den Laien? In erster Linie empfehle ich Ihnen, sich völlig von Begriffen zu lösen. Trends und Schlagworte sind eine werbewirksame Vereinfachung und für eine individuelle Gartengestaltung nicht zielführend. Eigentlich ganz einfach: Konzentrieren Sie sich auf Ihre Wünsche und auf die Bilder in Ihrem Kopf. Überlegen Sie sich bei schönen Gartenfotos nicht, ob das Foto oder der Garten schön sind sondern, ob das IHR Garten wäre, ein Garten in dem SIE sich wohl fühlen können.
Letzten Endes ist es nicht wichtig, wie Ihr Garten heißt oder kategorisiert werden kann. Es ist auch nicht wichtig, ob der Garten im Trend ist. Wichtig ist einzig und allein, dass Sie mit Ihrem Garten glücklich werden.