Reihenhausgärten oder: „Zu klein“ gibt es nicht!
„Naja, da kann man nicht viel draus machen…“ darüber sind sich bei einem Reihenhausgarten die meisten Kunden und leider auch die meisten Landschaftsgärtner schnell einig… ‚Tschuldigung, aber da möchte ich doch Einspruch erheben. Zweifellos zeigt einem ein kleiner Garten im wahrsten Sinne des Wortes schneller die Grenzen. Das bedeutet jedoch lediglich, dass in kleinen Gärten mehr Fingerspitzengefühl und Kreativität gefragt ist. Grundsätzlich ist das Vorgehen bei der Gestaltung von kleinen Gärten jedoch nicht anders als bei großen Anlagen. Wer zum Beispiel beim Thema Blickachsen lediglich an Parkanlagen denkt, der hat klar gefehlt. Auch – oder vielleicht sogar gerade -in kleinen Gärten ist es wertvoll, den Blick zu lenken. Es gilt zu beachten wohin der Blick aus dem Haus fällt oder fallen soll. Es gilt zu überlegen, ob sich neben der Terrasse eine weitere Sitzgelegenheit anbietet und wohin wiederum von hier aus der Blick gelenkt werden soll. Gibt es auch auf der begrenzten Fläche Möglichkeiten, Räume zu bilden, eine Ecke zu verstecken, (vermeintliche) Tiefe zu schaffen?
Allein an diesen Fragen kann man schon vortrefflich tüfteln, und dabei geht es bis hierhin lediglich um eine mehr oder weniger nüchterne Analyse und noch in keiner Weise um die Form und den Stil des Gartens. Ebenfalls unabhängig von der Größe eines Gartens lassen sich die Strukturen einer Funktionsplanung mit verschiedenen Formen umsetzen. Besonders gut eignen sich für die Gestaltung von kleineren Gärten gerade Linien und das auch, wenn man das Ganze etwas verdreht. Allgemein funktionieren klare Formen, ob gerade, schräg oder auch rund (nicht rundlich oder geschwungen sondern KREISrund) gut. Anders als in einem großen Garten fällt es auf überschaubaren Flächen schlichtweg leichter eine klare Form konsequent im ganzen Garten zu verwenden, und eben diese Konsequenz finde ich bei klaren Formen sehr wertvoll.
Bei „natürlichen“ oder geschwungenen Linien ist in kleinen Gärten ein größeres Augenmerk gefragt. Schnell ist es hier passiert, dass man mit allzu vielen Bögelchen und Schlenkern einen kleinen Garten noch fitzeliger wirken lässt. Aus meiner Sicht bietet es sich an, sich auch beim Wunsch nach einem unkantigen, harmonischen Garten auf einen langezogenen Bogen oder allenfalls eine S-Kurve zu beschränken. Wer noch etwas mehr Lebhaftigkeit haben möchte, sollte sich darüber hinaus lieber Gedanken über eine kleine Pflanzinsel machen.
Auch was die Ausführung und einige grundsätzliche Überlegungen anbelangt, wirft ein kleiner Garten ganz andere Fragen auf. Macht eine Rasenfläche überhaupt Sinn? Welche Pflanzen passen (im wahrsten Sinne) in den Garten? Wie sieht es mit den Einblicken aus den Nachbarhäusern aus? Kann es bei den kleinen Mengen auch etwas teureres Material sein? …
Insgesamt kann man zusammenfassen, dass kleine Gärten wesentlich mehr Potential haben als gemeinhin ausgeschöpft wird, andersherum aber auch einen deutlich höheren Anspruch an den Planer stellen. Sicher ist: Ein gut geplanter kleiner Garten ist ein wertvolles Kleinod, das viel bietet und wenig braucht.
1 Kommentar Schreibe einen Kommentar